The earl of Sandwich

Kann mir jemand verraten, wieso alle Sandwiches, die ich jemals in England gekauft habe, geschmeckt haben? …oder aber, wieso kein Sandwich in Deutschland schmeckt???

Jedes Mal, wenn ich z.B. bei Netto an der Kühltheke stehe und mir ein Sandwich aussuche, denke ich… “ach komm, so schlimm kann das doch gar nicht sein”… und dann, wenn ich reinbeiße, frage ich mich wieder, wieso ich nicht einfach ein trockenes Brötchen gekauft, es mit den Fingern aufgerissen und trockene Hühnerbrustteile aus der Kühltheke reingestopft habe. Geschmacklich wäre das definitiv um Klassen besser gewesen. Wenn man gar noch den Pamp (Dip) reinschmiert, der zu den Hühnerbruststücken dazugeliefert wird, hat man ein „Sandwich“, das kulinarisch echt OK ist.

Wegschmeißen musste ich allerdings auch diese fertigen „Sandwiches“ noch nie… bis heute, als ich ziemlich hungrig in ein „Baguette mit Hähnchenschnitzel und Süß-Saurer Sauce“ biss…

Das geht wirklich überhaupt nicht, nichtmal zum Spaß. Ich konnte mich gar nicht entscheiden, was ich schlimmer fand. Das aufgeweichte Gummibaguette, den quaderförmigen, ungewürzten, panierten und halbherzig ausgebackenen Bratling gegen den jeder Tofupatty eine Geschmacksexplosion darstellt oder den blassgelben Pamp, der aus angedicktem Essigwasser zu bestehen schien.

Ich musste mich zum Glück nicht entscheiden und stillte meinen Hunger dann mit einem trockenen Brötchen mit Hühnerbruststückchen und dem zugehörigen Dip … siehe oben ?

Fotos erspare ich euch… zumal ich den Mist direkt in die Tonne warf… ich stehe übrigens noch auf dem Netto-Parkplatz und mache meinem Ärger Luft. Falls jemand von euch einen Geheimtipp hat, ein Sandwich hier in Deutschland, das geschmacklich auch nur annähernd an das billigste britische Tankstellensandwich heranreicht, wäre ich echt dankbar!

Bussi… ich versuche grad mit dem zweiten Feuchttuch das angedickte Essigwasser von meinen Fingern zu kriegen… man braucht vermutlich ein Agressives Lösungsmittel.

Eine Freundin kommentierte dazu auf fb:
Bremsenreiniger im Kofferraum…. So wichtig!

Von der Kunst, keinen Koffer zu packen

Eine Kurzreise stand vor der Tür. Wir wollten nach Berlin zum Mensa-Sommerfest und uns dort mit meinem Bruder treffen. Ich fahre immer wieder gern nach Berlin. Es ist meine liebste Großstadt, nach dem Ruhrgebiet natürlich. Vermutlich, weil es die einzige ist, in der ich mich halbwegs auskenne. Donnerstag Nachmittag sollte es losgehen. Ich packte meinen Koffer schon Mittwoch Nachmittag um am Donnerstag keine Hektik zu haben, nahm einen leeren Koffer für Cheri mit und fuhr zu ihm. 

Es war schon nach acht, als ich bei ihm ankam. Er war beschäftigt mit irgendeiner Technikbastelei. Kurz nachdem ich dort war, erklärte er mir, dass er ja noch Wäsche aufhängen müsse. Ich guckte skeptisch. Er erläuterte, er habe vorhin festgestellt, dass er keine Shirts mehr im Schrank hatte. Das leuchtete ein, wieso sollte man auch vorher feststellen, dass man waschen muss? 15 Stunden vorher waren schließlich genug. Immerhin waren es nur drei von den Shirts aus der Waschmaschine, die mit sollten. Wir hängten sie auf Bügel und auf den Balkon. Falls sie nicht trocken wären, würde ich sie am nächsten morgen mitnehmen, bei mir trocknen lassen und dann in meinen Koffer packen.

Ich war in dem irrigen Glauben, dass er nun seinen Koffer packen würde. Weit gefehlt. Ein Onkel war kurz zuvor gestorben und es musste natürlich erst noch eine Kondolenzkarte geschrieben werden, mit der großen Tochter telefoniert werden, um zu sehen, ob sie eine eigene Karte schreiben würde, außerdem die Adresse im Ipad vervollständigt werden und ebendiese Daten ans Töchterchen geschickt werden. War ja wichtig, ohne Zweifel. 

Nun konnte man sicherlich mit dem Packen beginnen. Er guckte mich an, wie ein Welpe, dem man eine Physikklausur vor die Nase legte und fing zaghaft an, Socken und Unterwäsche aufs Bett zu legen. Dabei kontrollierte er jedes einzelne Teil auf Beschaffenheit, Qualität und was auch immer man an einem Paar Socken so kontrollieren konnte. Zögerlich nahm er auch ein Unterhemd aus der Kommode und erklärte mir, dass es ja fürchterlich kalt werden könne. Ich nickte gnädig. Wegen eines Unterhemdes würde ich sicherlich keine Diskussionen beginnen. Ich erhaschte seinen Blick auf seine Kuscheldecke. Natürlich musste die auch mit. Nun lagen schon einige Sachen auf dem Bett und Cheri erklärte mir, dass er den Rest ja auch morgen früh fertigpacken könne.

Ich erklärte ihm meinerseits, dass man die Sachen, die man mitnehmen wolle auch direkt in den Koffer packen könne. Er guckte mich ungläubig an. Das letzte mal, als ich ihm beim Packen zugesehen hatte, kam an dieser Stelle die Diskussion darüber, dass er den Rest ja am Abend und in der Früh noch brauche. Ich schlug vor, schon mal die Hausschuhe in den Koffer zu packen und sein Kulturtäschchen zu packen. Die Hausschuhe müssten immer ganz nach unten, habe ihm seine Mutter beigebracht. Ich drohte kurz mit einem Kontrollanruf bei seiner Mutter, bevor er ergänzte, dass er nicht mehr wisse, ob sie es wirklich war, die ihm das Kofferpacken beigebracht habe. 

Ich erwähnte wieder das Kulturtäschchen. Natürlich war dies der perfekte Anlass, über diesen merkwürdigen Ausdruck zu sinnieren. Was hatte das mit Kultur zu tun? Die Osterreicher (oder waren es die Schweizer) finden ebendiesen Ausdruck z.B. wirklich lächerlich. Es half nichts. Nichtmal die Recherche, wie denn wohl dieses Beutelchen in anderen Kulturen heißt. 

Er beschloss seine „Kultur“ ins Täschchen zu packen. Ein Leuchten des Triumphes schien aus seinen Augen. Das Täschchen war offenbar im Keller. Er signalisierte einen Punktesieg, was wäre denn gewesen, wenn er die Hausschuhe tatsächlich schon in den Koffer gepackt hätte? Ich schmetterte ab, Nix! Er hätte sie wieder herausgeholt und wäre in den Keller gegangen. Dabei wären sie aber vielleicht schmutzig geworden, konterte er. Ich zweifelte an diese Logik. Sie wären nicht schmutziger als jetzt. Das sei nicht vergleichbar, immerhin sei er damit schon die ganze Zeit durch die Wohnung gelaufen. Er habe sie quasi saubergelaufen. Ich gab auf. Er ging in den Keller. Als die Wohnungstür aufging rechnete ich mit dem Schlimmsten, da war bestimmt irgendwo noch eine Lampe aufzuhängen. Beim letzten Kofferpacken stand er in einer ähnlichen Situation mit einer Schnur im Wohnzimmer und erklärte mir, dass er noch die Rosen hochbinden müsse. 

Nichts dergleichen geschah. Er kam ohne Täschchen aus dem Keller. Offenbar war es nur im Flurschrank gelandet und nicht im Keller. Er packte verschiedenes in das Täschchen, ließ es aber im Bad liegen. Er brauchte die Sachen ja noch.

Ich versuchte nicht länger, das Kofferpacken zu forcieren, es war ohnehin sinnlos. Er würde am nächsten Morgen, während er auf den Installateur und den Fliesenleger wartete, die Sachen in den Koffer werfen. Ich legte mich ins Bett. Er folgte, nicht ohne sich darüber zu beschweren, dass ja unnötigerweise seine Unterwäsche auf dem Bett herumlag. Ich schüttelte den Kopf, sah den leeren Koffer an und beschloss,  mich nie wieder mit seinem Koffer zu beschäftigen. Wozu auch, was Heinzchen nicht lernt, lernt Heinz nimmermehr. Wobei… eine Live-Aufzeichnung von Cheri beim Kofferpacken, könnte man prima als Comedy vermarkten.

MacGyver und die Erdbeersauce…

Es ist so ein schöner Urlaub gewesen, zum ersten Mal mit Cheri in Griechenland. Das Meer war wundervoll, das Wetter für Juni schon fast zu heiß. Mir passierte etwas, was mir noch nie passiert war, ich bekam einen Sonnenbrand auf den Oberarmen… wie ein Anfänger, der noch nie zuvor am Meer gewesen ist.

Wir sind ein wenig durch die Gegend gefahren, haben einen hohen Berg erklommen … mit dem Auto natürlich… waren in der coolen Tropfsteinhöhle von Alistrati … coole 19 Grad Celsius… und haben einige Ausflüge nach Kavala und Drama gemacht. Die Konsumwelt empfing uns bei Jumbo und in der City von Kavala… die Antike begegnete uns in Philippi. Wir haben auch das Nestosdelta besucht, mit seinen Pelikanen, Hyänen und Flamingos… oh kleiner Fehler, wir haben es nicht BEsucht, sondern GEsucht… auf einer Kilometerlangen Schotterpiste. Die einzigen Tiere, die wir trafen, waren ein Pferd mit Fohlen und seinem Reiter (Damensattel!), der uns anstarrte, als wären wir die einzigen Lebewesen, die er in diesem Jahrtausend dort gesehen hat. Egal, wir haben es VERsucht.
Für den letzten Tag, einem der wenigen ohne Strandbesuch, haben wir uns das Technikmuseum außerhalb von Thessaloniki vorgenommen, lag ja quasi auf dem Weg zum Flughafen. Ein hübsches kleines Museum mit vielen technischen Experimenten, die richtig Eindruck machen… Ich habe ein Auto hochgehoben… mit meinen bloßen Händen…okok, ein bisschen was war da zwischen mir und dem Auto am Seil, aber wen interessiert das schon. Nach dem Museum wollten wir die restliche Zeit nutzen und noch was leckeres essen. Wir fuhren nach Thermi, ein Örtchen in der Nähe des Museums, fanden eine praktische Tiefgarage, die unserem Auto eine kleine Abkühlung bescheren würde nach dem spärlich bepflanzten Parkplatz des Museums und setzten uns in das kleine Lokal nebenan.

Das Essen war gut, die Bedienung freundlich, einziger Wermutstropfen waren die gefühlten 40 Grad Außentemperatur. Als wir auch das Eis aufs Haus verdrückt hatten, ging meine Mutter in das Lokal um zu fragen, wo wir denn die Parkgebühren für das Parkhaus zahlen müssten und wo wir denn herausfahren könnten. Die Bedienung war überrascht und fragte, wo wir denn geparkt hätten. Das Parkhaus sei nur für Dauerparker, die dann auch einen Toröffner bekämen. Das Tor sei doch zu. Wir waren irritiert. Stand doch am Eingang ein Schild, dass man dort auch stundenweise parken könne.

Ich wurde nervös. Ein bisschen nervös. Nun ja, wir könnten ja die Koffer aus dem Auto holen und zur Not mit dem Taxi zum Flughafen fahren. Cheri beschloss zum Auto hinunter zu gehen und zu sehen, ob man das Tor von innen öffnen könnte. Er kam zurück mit einem Foto des Schildes an der Tiefgaragentür. „Bitte beachten sie, dass sich die Tore automatisch schließen, benutzen sie bitte ihren Schlüssel“

Nun wurde ich wirklich nervös. Die Bedienung rotierte. Meine Mutter rief die Notfallnummer auf dem Schild an. Es ging niemand ans Telefon. Cheri probierte alle verfügbaren Schlüssel am Schloss aus. Die Bedienung und meine Mutter gingen in ein Café nebenan, weil die Bedienung der Meinung war, dass dort einer der Dauerparker sein könnte. Zwischendurch hatten sie die zweite Telefonnummer auf dem Schild angerufen, eine Mobilnummer. Auch dort ging niemand ans Telefon. Die Zeit verging. Das Telefon klingelte. Der Typ mit der Notrufnummer rief zurück und erklärte der Bedienung, dass einer der Dauerparker in einem ANDEREN Cafe sitzen müsste… und tatsächlich konnten wir ihn dort auftreiben, er kam und seine Fernbedienung konnte immerhin das Tor der Einfahrt öffnen. Wir fuhren über die Einfahrtrampe raus und erreichten nach einer Extrarunde um das Einkaufszentrum „Mediterranian Cosmos“ natürlich noch rechtzeitig den Flughafen.

Dort merkte ich, dass mir der zweite Anfängerfehler passiert war. Mein Handgepäck wurde rausgesucht. Ich musste auspacken. Ich hatte tatsächlich eine Flasche Erdbeersauce und eine Flasche Karamellsauce in der Tüte mit den Cookies vergessen. Ich hatte sie eigentlich in den Koffer packen wollen. Und ich frag Cheri noch: Hast du irgendwelche Flüssigkeiten im Handgepäck?“… nee, er nicht, aber ich! Egal, sie haben die Sauce pflichtbewusst entsorgt, damit wir nicht nach den Plänen von MacGyver eine Erdbeer-Karamellbombe im Flugzeug bauen und es damit in die Luft sprengen. Flughafenpersonal, wir danken euch :o)

der unbekannte vor meiner tür…

heut passierte es mal wieder, und dann gleich zwei mal.

es klingelte heut mittag und ein mir unbekannter älterer herr stand vor meiner tür… mit meinen plänen in der hand. verdammt, ich wusste ja, dass ich menschen nicht so einfach wiedererkenne, aber ich hätte in dem moment schwören können, ich hab den mann noch nie vorher gesehen. er fragte, ob ich die architektin sei. STRIKE! er kannte mich offenbar auch nicht. ich bejahte und er stellte sich als vater eines bauherren vor, mit dem ich am vormittag noch telefoniert hatte. mal sehen, ob das auch wieder so kompliziert wird, wie mit dem letzten „schwiegervater“, der alles besser wusste. erstmal machte er einen sehr netten eindruck und macht immerhin die haustechnik in dem haus, also hatte er wirklich einen grund mich aufzusuchen.

gerade eben klingelte es allerdings schon wieder an der tür. wieder stand ein mann vor meiner tür, dieses mal ein jüngerer. verdammt, geht das schon wieder los? diesen mann hatte ich definitiv schon einmal gesehen, bloß in welchem zusammenhang? war es ein exlover, den ich nie wieder sah? wohl kaum, dieser war nicht so ganz mein typ *g* aber auch diese situation hatte ich schon mal.

dingdong, ich machte auf und ein mir unbekannter mann stand vor meiner tür. ich weiß dann immer nicht, wie ich reagieren soll. er fragte, ob ich ihn nicht wiedererkenne, ich stotterte irgendwas, aber seine stimme kam mir bekannt vor. es war damals wirklich ein, wie beschreib ichs… ein möchtegern-lover… ein mann, den ich mal traf, der aber irgendwie nicht das tun konnte, was er vorhatte, weil sein gewissen ihm einen streich spielte. er konnte im entscheidenden moment dann doch seine frau nicht betrügen. wie süß *lächel* aber eigentlich sollte man sich das vorher überlegt haben. jedenfalls wollte er das date mehrfach wiederholen, wozu ich dann aber nicht mehr bereit war. irgendwann kam er dann wohl „zufällig“ hier vorbei und klingelte.

wie auch immer, der typ vorhin vor meiner tür, stellte sich dann schnell mit namen vor, ob ich mich erinnern würde. es dauerte einige minuten, dann dämmerte es mir, es war der schwiegersohn einer dame, die mit ihrer tochter zusammen ein altes haus umplanen wollte, ein kollege hatte die vorplanung gemacht bzw. war noch immer dabei. er hätte noch ein paar fragen und war grad in der gegend. ich entschuldigte mich für mein schmuddelshirt, immerhin war er unangemeldet und ich gerade am kochen. ich beantwortete ihm seine fragen und ging wieder an meinen herd.

witzig ist übrigens, dass ich mal von diesen fällen abgesehen, die ein wie auch immer geartetes motiv haben an meiner tür zu klingeln, auch ständig leute dort stehen habe, die eigentlich zu meinem nachbarn um die ecke wollen. der ganze innenhof hat nämlich die hausnummer 21. es gibt aber kein schild, das darauf hinweist, dass um die ecke auch noch ein haus ist. also habe ich ca. einmal in der woche jemanden an der haustür, der zu finkhäuser will. außerdem bin ich quasi das erste haus nach der autobahn. es kommt noch einer alle zwei wochen hinzu, der den weg zur westfalenhalle sucht, oder wie neulich, die a 45 richtung frankfurt oder aber einfach wissen will, wo die nächste tankstelle ist. aber auch bei diesen leuten denke ich im ersten moment… verdammt, du hast einen termin verpennt oder da steht ein bauherr und du erinnerst dich nicht an ihn.

wirklich unangenehm wird das ganze, wenn ich leute irgendwo im baumarkt oder im supermarkt treffe, diese mich ansprechen, meist mit den worten: hallo frau aslanidou, haben sie mal dran gedacht? verdammt! sie kennen meinen namen! hatte ich woran gedacht? was wollte ich den kunden (?) noch zuschicken oder ausrechnen? und vor allem, wer war das? ich rette mich mittlerweile aus der affaire, indem ich den leuten dann sage, dass sie mich am besten morgen noch mal im büro anrufen sollen. dann könnte ich ihnen mehr sagen. das hat den vorteil, dass sie sich mit namen melden und ich einen anhaltspunkt habe. man schummelt sich halt so durch, wenn man ein schlechtes personengedächnis hat. das gemeine an dieser situation ist, dass man sich an die nervigen, fiesen, unangenehmen kunden viel besser erinnert als an die netten, die einem nicht auf die nerven gegangen sind. das soll nun aber nicht heißen, dass ihr mich nerven sollt, damit ich mich an euch erinnere *g* wenn ihr diesen blog lest, dann könnt ihr sicher sein, dass ich euch kenne… und wahrscheinlich sogar weiß, wo euer haus wohnt *bussi*

Winterwonderland…

Es war ein trüber Dezembertag und dennoch war ich guter Dinge. Immerhin wollte ich an diesem Tag zu meinen Eltern nach Griechenland fliegen, am 22. Dezember 2011. Meine Eltern würden mich am Flughafen von Thessaloniki abholen, für den Abend war zwar schlechtes Wetter angesagt, aber ich sollte ja schon um 13 Uhr dort sein. Am Abend sah ich mich schon zuhause auf der Couch vor dem Kamin sitzen, herumscherzen und meinen Eltern liebe Grüße von Freunden und Bekannten ausrichten. Mein Nachbar brachte mich um halb acht zum Dortmunder Flughafen, nahm auch meinen Briefkastenschlüssel entgegen und wir plauderten im Auto über unser Lieblingsthema, Männer und Frauen und unsere liebe Last, die wir mit ihnen hatten.

Am Schalter war eine lange Schlange, wie immer eigentlich bei Easyjet. Aber ich hatte ja Urlaub und Zeit. Was machten da schon ein Paar Minuten zusätzlich am Schalter. Irgendwann kam ich an die Reihe. Weil das Flugzeug besonders voll war, bot man uns an, auch Handgepäck kostenfrei aufgeben zu können. Ich holte eine klitzekleine Handtasche aus meinem Handgepäck und war froh, nur das notwendigste ins Flugzeug mitnehmen zu müssen.

Ich guckte kurz durch den Duty-Free-Bereich, kaufte aber nichts, weil ich ja auch keine Tasche gehabt hätte und mit einer Tüte hätte herumlaufen müssen. Dann rief ich meine Eltern noch einmal aus dem Wartebereich an, sie wollten um elf losfahren und wären dann sicher um eins vor Ort. Ich riet ihnen, etwas später loszufahren, da ich ja nicht direkt um eins mit Koffern draußen sein würde.

Mit einer kleinen Verspätung begann das Boarding gegen neun Uhr in der Früh. Das Flugzeug war vor allem voller Griechen, die die Weihnachtsfeiertage in der Heimat verbringen wollten. Ich saß neben einer Familie aus dem ehemaligen Jugoslawien, die zum ersten Mal Weihnachten in die Heimat flog und am Flughafen vom Schwager erwartet wurde, sie hatten noch eine längere Fahrt vor sich. Ich unterhielt mich mit Mutter und Tochter. Die Zeit verging, es wurde ein Imbiss angeboten, aber wieso sollte ich mir ein schäbiges drei-Euro-Sandwich im Flugzeug antun, wo ich doch gleich mit meinen Eltern was feines unterwegs essen gehen würde. Ich verzichtete und freute mich auf Griechenland.

Ich plauderte weiter und schaute mir die Passagiere an. Vor uns saß eine Familie aus dem äußersten Osten Griechenlands, offensichtlich türkischstämmig. Die beiden Mädchen sprachen gutes Deutsch und türkisch und die beiden taubstummen Eltern schlugen sich mit lautlosem „Sprechen“ und Gebärdensprache herum, die ihre Töchter übersetzten. Kommunikation ist wirklich eine Kunst. Immerhin „sprach“ der Vater sowohl türkisch als auch griechisch und es klappte irgendwie.

Die Crew war nett und freundlich und sprach natürlich weder Deutsch noch Griechisch, wozu auch, wenn man zwischen Deutschland und Griechenland flog, wozu sollte man auch nur eine der entsprechenden Sprachen sprechen? Die Kommunikation zwischen Crew und Passagieren beschränkte sich ohnehin auf: „“Coffee?““ Ein Nicken und „“With milk and sugar?““ “ „Nur Zucker!““ Zum Glück sind diese Worte recht ähnlich, und wenn die Dame mit der Mülltüte herumläuft gibt man ihr halt den Müll, auch wenn man nicht weiß was „„Any rubbish?““ bedeutet.

Kurz vor 13 Uhr Ortszeit wurde es Zeit für unseren Landeanflug. Wir tauchten langsam ab, kamen den dunklen Wolken näher, tauchten ein, es schaukelte ein wenig, das Fahrwerk wurde ausgefahren, es wurde ungemütlicher da draußen, und plötzlich, zog der Pilot die Maschine wieder hoch. OK, dachte ich, das hatte ich schon einmal erlebt, wir drehen wohl noch eine Runde und versuchen es erneut. Es dauerte eine Weile, bis die erste Durchsage kam. Der Copilot meldete sich und sagte, dass wir aufgrund des Wetters den Landeanflug abbrechen mussten und dass man uns informieren würde, wie es weiter gehen sollte. Dies sei nicht weiter ungewöhnlich. Die wenigen Passagiere, die den Copiloten verstanden hatten, übersetzten in alle verfügbare Sprachen und wir warteten auf weitere Informationen.

Zehn Minuten später meldete sich der Pilot und teilte uns mit, dass wir Athen anfliegen, weil wir in Saloniki nicht landen konnten. Wir übersetzten eifrig und die Passagiere fingen an, sich zu fragen, wie es nun wohl weitergehen würde. Der Pilot versprach, uns zu informieren, sobald er selbst mehr wisse. Wir näherten uns Athen und landeten ohne weitere Zwischenfälle.

14:00 Ortszeit

Am Boden angekommen, teilte man uns mit, dass man nun erst einmal mit Easyjet telefonieren müsse, da das weitere Vorgehen von dort aus entschieden werde. Die Passagiere wurden langsam ungeduldig und nach einer endlos scheinenden Zeit, kam die Durchsage, dass wir jetzt auf die Feuerwehr warteten, die anwesend sein müsse, wenn das Flugzeug voller Passagiere betankt werde. Danach würde man wieder nach Thessaloniki zurückfliegen und es noch einmal versuchen, sollte dies nicht gelingen, würden wir nach Athen zurückkehren. Unter den Passagieren machte sich nun Unsicherheit breit, einige wollten unbedingt dort direkt das Flugzeug verlassen, andere wiederum endlich ausführlich informiert werden. Irgendwann kam dann ein griechischer Fluglotse und erzählte dies alles noch einmal auf Griechisch. Außerdem erklärte man uns, dass die Passagiere gern auch direkt den Flieger verlassen könnten, dann aber keinerlei Ansprüche auf Entschädigung hätten und dass diese Fluggäste bitte ihre Gepäckabschnitte bereithalten sollten, damit ihr Gepäck direkt herausgesucht werden könnte.

Nachdem dann alles Gepäck der aussteigenden herausgesucht worden sei, sollte dann die Reise für die übrigen Reisenden in Richtung Saloniki fortgesetzt werden. Wir fluchten und ärgerten uns über die Aussteigenden, die ja nun unsere Reise verzögerten. Ich informierte meine Eltern per Telefon und riet ihnen direkt nach Hause zu fahren. Sie wollten noch den nächsten Versuch abwarten und in der Zwischenzeit ein wenig einkaufen fahren. Ikea erschien sinnvoller, als am Flughafen zu warten. Nachdem die aussteigewilligen Passagiere ausgestiegen waren, begann noch eine recht alberne Sicherheitsprozedur, bei dem die verbliebenen Fluggäste das Handgepäck in den Fächern identifizieren mussten. Sehr amüsant war ein älterer Herr, der seine Tasche nicht erkannte. Erst nach mehrmaligem Nachfragen und diversen Versuchen, das Namensschildchen zu entziffern, konnte auch diese schwarze Tasche zugeordnet werden. Um ein Haar hätten wir sie in Athen ausgeladen.

Eine gute Stunde, nachdem wir in Athen gelandet waren, starteten wir also wieder in Richtung Saloniki. Alle Passagiere waren sehr angespannt und hofften nun auf besseres Wetter. Man hatte uns erklärt, dass das Wetter bei unserem ersten Versuch nicht gut gewesen sei und dass es nun etwas besser werden sollte. Wir hofften. Es war mucksmäuschenstill in der Kabine, als wir gegen 16 Uhr zum zweiten Landeanflug ansetzten, es schien ebenso ungemütlich, wie vorhin, und tatsächlich zog der Pilot wieder hoch, es kam die Durchsage, dass wir es noch einmal versuchen würden. Wir kreisten noch ein Paar Minuten und versuchten es ein drittes Mal. Wir kamen etwas weiter als beim zweiten Mal, soweit ich es beurteilen kann, aber auch dieses Mal zog der Pilot die Maschine wieder hoch. In der Kabine blieb es still. Wir wussten nun, dass wir uns auf eine wirkliche Verspätung einstellen mussten.

Kurz vor Athen erklärte man uns, dass man uns noch nicht sagen könne, wie es weitergehen würde. Easyjet würde uns aber irgendwie nach Saloniki bringen, näheres nach der Landung. Beim Landeanflug fiel auf, dass sich nun auch hier das Wetter erheblich verschlechtert hatte. Trotz dieser schlechteren Wetterlage, landeten wir ohne weitere Probleme. Alle waren froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Mit weichender Anspannung stieg nun aber die Ungeduld und die Ratlosigkeit. Wie sollte es weitergehen. Wir verließen das Flugzeug und erfuhren per Durchsage, dass wir unser Gepäck an Band 4 abholen könnten und anschließend am Schalter von Easyjet weiteres erfahren würden.

Ich nutzte die Wartezeit, um endlich das WC aufzusuchen, ich gestehe, ich habe keinen Versuch unternommen, auf das WC im Flugzeug zu gehen. Allmählich bekam ich auch Hunger. Leider ist in dem Gepäckbereich kein einziger Laden, und ich musste schmunzeln. Ich fühlte mich, wie Jack Lemmon in dem Film „“Nie wieder New York““ der auch das Essen im Flugzeug verschmähte, weil er ja schließlich einen Tisch reserviert hatte, und mit seiner Frau essen gehen wollte. Nun, ich hatte nicht mal gefrühstückt und hatte außer Salbeibonbons nichts essbares in meiner winzigen Handtasche.

Wir warteten. Ich schickte einige Mitteilungen und telefonierte mit meinen Eltern. Um mich herum fingen die Passagiere an zu revoltieren. Einige planten, das Büro von Easyjet mal so richtig aufzumischen, sobald sie denn ihre Koffer hätten. Andere mutmaßten, dass man uns absichtlich so lange warten ließ, damit sie Zeit hätten, das Büro zu räumen. Andere wiederum hofften, dass man sich nun wenigstens um unser Weiterkommen kümmern würde. Ich für meinen Teil, hatte entschieden, dass dies kein Tag für eine Revolution sei, es war entspannter, sich treiben zu lassen. Irgendwann würde ich schon zuhause ankommen.

Nach fast zwei Stunden Wartezeit kamen nach dem Koffern eines Fluges aus Malta und eines Fluges aus Zürich, endlich unsere Koffer. Ich verteilte ein Paar kleine Schokonikoläuse, die ich in meinem aufgegebenen Handgepäck hatte und folgte der wütenden Meute zum Schalter von Easyjet. Unterwegs kauften meine Mitreisenden alle erdenklichen Sandwichbuden leer, immerhin waren wir seit frühmorgens unterwegs und hatten kaum etwas gegessen. Als ich mein Glück versuchte, gab es in dem Shop nichts mehr, was ich unter normalen Umständen essen würde. Wieder erinnerte ich mich an den Film. Im Zug angekommen ergatterte Jack Lemmon endlich mit seiner Frau einen Platz im Zugrestaurant, wo es nur noch Weißbrot mit Erdnussbutter gab und noch mehr Weißbrot mit Erdnussbutter und warmen Muschelsaft. An den Muschelsaft erinnerte mich mein Bruder in seiner SMS.

Ich schmunzelte und schaute mir die Revoluzzer an. Easyjet bot uns eine Übernachtung im Hotel an und den ersten Flug am nächsten Morgen um sieben. Alternativ sei es den Passagieren freigestellt, auf eigene Faust ihre Reise fortzusetzen und später individuell Schadensersatz von Easyjet einzufordern. Mittlerweile hatten wir einiges an Nachrichten mitbekommen. Es war aufgrund des schlechten Wetters zu einigen schweren Verkehrsunfällen auf der Autobahn nach Norden gekommen. Es war also auch mit einem Mietwagen nicht davon auszugehen, dass man schneller ankommen würde. Immerhin waren es knapp 500 km nach Saloniki und die meisten mussten ja noch weiter. Außerdem ist es in Griechenland eine mittelschwere Katastrophe, wenn man einen Mietwagen in einer Stadt mietet und in einer anderen abgeben will und das lassen sich die Firmen teuer bezahlen.

Wir bildeten zwei Schlangen. Die Hotelschlange wurde mit jeder neuen Wettermeldung größer. Ich entdeckte eine Sandwichbude, die noch Vorräte hatte und holte mir eine Blätterteigtasche, etwas zu Trinken und ein belegtes Baguette. Man weiß ja nicht, wann man wieder was zu essen kriegen würde. Vor dem Terminal wartete bereits ein Bus, in den wir gesittet einsteigen sollten und vorher noch unsere Namen auf einer Liste abhaken lassen mussten. Unnötig zu sagen, dass alles drunter und drüber ging, einschließlich Gepäcksuche, weil einige ihre Koffer schon in den ersten Bus hinein gequetscht hatten, obwohl keine Sitzplätze mehr vorhanden waren. Nun, ein zweiter Bus kam natürlich, füllte sich ebenfalls und nach einer kurzen Überlegung des Busfahrers, sich direkt nach Saloniki entführen zu lassen, weil er selbst schon lang nicht mehr dort war, entschied er aber aufgrund der Wetterlage und weil er doch in der gegenwärtigen Wirtschaftslage an seinem Job hing, dennoch ins Hotel zu fahren. Ich aß meine Blätterteigtasche genüsslich im Bus und trank einen Saft.

Ein älterer Herr, der mir im Flugzeug schon gegenüber gesessen hat, amüsierte sich mit mir darüber, dass wir Griechen, wir Krönung der Schöpfung, mit dem größten Maul aller Zeiten, ja doch offenbar nicht einmal in der Lage waren, gesittet in einen Bus einzusteigen. Immer wieder wurden Stimmen laut, dass der Pilot ja wohl offenbar zu unerfahren gewesen sei, dass ein griechischer Pilot uns mit Sicherheit direkt ans Ziel gebracht hätte. Wir schauten uns an, schüttelten den Kopf und freuten uns, festen Boden unter den Füßen zu haben. Ich persönlich habe recht großes Vertrauen in den Überlebenswillen der Piloten und in den Willen, sich nie mehr Arbeit zu machen, als nötig ist. Er stimmte zu.

Gegen 21 Uhr kamen wir im Hotel an. Ein offenbar recht bekanntes Wellness-Hotel namens „Mare Nostrum“. Wir fuhren etwa 35 Minuten vom Flughafen dorthin. In der Lobby stellten wir fest, dass außer uns noch zwei weitere Flüge dort gestrandet waren. Ein weiterer Easyjet-Flug aus Berlin, sowie ein Flug der Aegean aus Frankfurt. Alles in allem tummelten sich ca. 300 Personen in dieser Lobby und füllten Zettel aus. Man schickte unsere Busladung erst einmal ins Restaurant. Immerhin gab es ein recht ordentliches Buffet und die Revoluzzer wurden langsam satt und müde.
Nach dem Essen stand ich mir nun auch die Beine in den Bauch, in der Hoffnung, endlich meinen ausgefüllten Zimmerwunsch an der Rezeption loszuwerden. Gegen 23 Uhr erfuhren wir, dass unser Flug morgen um 4:30 Uhr im Hotel abgeholt werden würde. Das bedeutete 3:30 Uhr Weckruf, 4:00 Uhr Frühstück. Das Hotel hatte zwar genug Zimmer, die meisten mussten aber noch hergerichtet werden.

Sei es drum, ich bekam mein Zimmer um kurz vor 24 Uhr, nach einem spaßigen Kampf mit einem Typen, der aus Oslo kam und steif und fest behauptete, dass er doch als erster dort gestanden hätte, niemals könne er zugeben, auch nur zweiter gewesen zu sein. Ein anderer Typ kam aus Thailand und hatte eine noch weitere Reise hinter sich. Meine „Kurzreise“ schien fast lächerlich. Als ich zu meinem Bungalow gebracht werden sollte, die Zimmer im Haus waren wohl schon alle vergeben, kam ein Mädel von ihrem eiskalten Bungalow zurück. Die Klimaanlage und einzige Heizung im Winter, funktionierte offenbar nicht und sie hatte nun entschieden, die Paar Stunden lieber in der Lobby zu verbringen, als frierend auf dem Zimmer. Ich bot ihr an, mit mir das Zimmer zu teilen. Sie willigte ein und erzählte mir, dass sie aus Kanada angereist war, in Frankfurt einige Stunden Aufenthalt hatte, dort noch kurz geduscht hatte, um frisch in Griechenland anzukommen. Wir lachten herzlich, auch über die Tatsache, dass wir beide keine Schlafanzüge dabei hatten, und in Unterwäsche und T-Shirt schliefen. Immerhin fuhren wir beide zu unseren Eltern und hatten dort genug Klamotten rumliegen, wozu also Schlafanzüge mitschleppen. Witzig war auch, dass sie quasi zwei Dörfer weiter musste als ich, nach Iraklitsa, dorthin, wo wir im Sommer gern mal Essen gehen.

Wir erklärten der Rezeption, dass unser Zimmer ein Sonderfall sei und dass wir bitte beide Weckrufe bräuchten, den für den Flug aus Dortmund und den für den Flug aus Frankfurt. Ich duschte kurz und fiel direkt ins Bett. Die Nacht war kurz, der Weckruf kam, wie versprochen, um hab vier. Ich zog mich an, packte meine Sachen und verabschiedete mich von der netten Griechin aus Kanada, nicht ohne ihr mein Kärtchen dazulassen, für den Fall, dass sie in der kurzen Woche in Griechenland Zeit für einen Kaffee mit einer alten Bekannten haben sollte.

Im Restaurant saßen wieder die selben Leute, unwesentlich erholt in dieser kurzen Nacht. Ich ließ mir erzählen, dass wir wohl einen tollen Meerblick gehabt hatten, den ich allerdings nicht wahrnahm, da ich direkt ins Bett fiel. Der Bus fuhr pünktlich um halb fünf. Am frühen Morgen dauerte es auch kaum 25 Minuten bis zum Flughafen. Wir checkten ein. Im Wartebereich sahen wir „unsere“ Crew an uns vorbei laufen.

Während ich auf das Boarding wartete, saß dort auch eine Familie, Vater, Mutter und zwei Kinder. Die Mama hatte ein iPad vor sich und las den Kindern Märchen vor. Die Kinder lauschten und ich schwelgte in Erinnerungen. Dies war nicht meine erste lange Reise nach Griechenland. An die erste strapaziöse Flugreise erinnere ich mich nur schemenhaft, es ist eher eine Reihe von Bildern und einige Erzählungen meiner Eltern, die in meiner Erinnerung existieren. Es war nach dem Sturz der Militärdiktatur in Griechenland 1974. Meine Eltern waren mit mir aufgebrochen, um das erste Mal gemeinsam nach Griechenland zu fliegen. Mein Vater hatte während der Diktatur gewisse Probleme gehabt, nach Griechenland einzureisen, zumal man ihm den Pass weggenommen hatte. Damals waren wir in einen Streik um Kerosinsteuern geraten und hatten für diese Reise drei Tage gebraucht. Wir waren in Düsseldorf gestartet und landeten nach diversen Unterbrechungen in Frankfurt, Wien und Athen dann am Morgen des dritten Tages tatsächlich in Saloniki. Wie ich aus den Erzählungen meiner Eltern weiß, habe ich, nachdem der Märchenvorrat meiner Eltern erschöpft war, alle potenziellen Omas und Opas, gebeten, mir welche zu erzählen. Ich bin wohl schon immer ein kommunikativer Mensch gewesen.

Der Aufruf zum Boarding holte mich aus meinen Erinnerungen. Wir stiegen wieder in „unser“ Flugzeug, wo „unsere“ Crew uns erwartete. Ein Flugbegleiter erzählte mir, dass man ihnen ursprünglich versprochen hatte, sie direkt nach London zurückfliegen zu lassen. Offenbar war dann aber in der Nacht entschieden worden, dass sie erst noch uns nach Saloniki fliegen, von dort die Fluggäste von gestern nach Dortmund und dann erst London anfliegen würden. Er war sichtlich genervt, konnte aber auch nichts daran ändern.

Der Flug verlief ohne weitere Zwischenfälle und wir landeten relativ pünktlich in Saloniki. Ich habe noch nie einen so frenetischen Applaus bei der Landung erlebt. Uns fielen tonnenweise Steine vom Herzen. Der Pilot und die Crew bedankten sich mehrfach für unsere Geduld und unser Verständnis. Die Passagiere waren gerührt und glücklich, endlich dort angekommen zu sein, wo sie eigentlich schon gestern sein wollten. Die Koffer kamen schnell und ich machte mich auf meinen Weg.
Ich musste nun erstmal mit dem Flughafenbus durch die Stadt zum Busbahnhof. Auch in diesem Bus saßen wir noch zusammen, wir Globetrotter, wir Wetter-Opfer. In der einstündigen Fahrt durch die Stadt sahen wir die verschneiten Hügel ringsum und erzählten allen die es hören wollten, und ich fürchte, auch allen anderen, von unserer Reise mit Hindernissen. Ich hatte Glück und erwischte noch den Bus um 10 Uhr und konnte nun meinen Eltern mitteilen, dass sie mich gegen 12 Uhr in einer nahe gelegenen Kleinstadt abholen konnten. Ich schlief fast die ganze Fahrt. Meine Mutter holte mich ab und wir fuhren direkt zu meiner Oma, die in der Nähe wohnt. Irgendwann gegen 14 Uhr erreichte ich dann endlich das Haus meiner Eltern.

Ich war fast 31 Stunden unterwegs gewesen. Mein Auftraggeber, den ich unterwegs anrief, meinte dazu nur, dass ich ja wohl auch direkt mit dem Auto hätte fahren können, wo er Recht hat… Das waren damals auch die Worte meines Vaters, als er nach drei Tagen in Saloniki ankam. „Wir hätten auch mit unserem VW-Käfer fahren können.“ So schließt sich der Kreis.

formulare, formulare…

neulich sprach mich ein freund aus einer nahegelegenen stadt an… nennen wir sie mal bochum… ob er nicht den anbau am haus seines vaters zum kinderzimmer umnutzen könnte. ich schaute mir die gegebenheiten und die pläne an und war mir sicher, dass das geht. wir mussten natürlich eine nutzungsänderung beantragen und das ganze dämmen und so weiter und so fort. sicherheitshalber ging ich auch zum bauamt dieser stadt… wir nannten sie ja der einfachheit halber bochum… sprach dort mit einem sachbearbeiter in der bauberatung und alles schien klar.

ich stellte also den antrag auf nutzungsänderung, legte die entsprechenden unterlagen bei… und wartete… einige zeit später bekam mein „bauherr“ die eingangsbestätigung und eine nachforderung von unterlagen bzw. ergänzungen in den eingereichten unterlagen. ich sprach nun noch einmal mit dem nun zuständigen sachbearbeiter, klärte einige unklarheiten, und alles war gut. ich machte die nachforderung fertig und reichte sie ein. bis hierhin schien es seinen normalen gang zu nehmen…

am wochenende drauf bekam ich eine merkwürdige mail vom „bauherren“ mit eingescannten unterlagen. er hatte eine mitteilung vom bauamt bekommen, dass sein antrag geprüft worden sei und eine kostenzusammenstellung und eine gebührenrechnung für eine zurückweisung.

ZURÜCKWEISUNG???…

ich dachte wirklich, ich hab was übersehen oder was falsch verstanden oder meine nachgereichten unterlagen seien nicht angekommen oder oder oder….

gleich am montagmorgen rief ich beim bauamt an. der sachbearbeiter sei ein paar tage im urlaub, sagte mir eine nette dame vom amt. ich fragte nach meinem antrag und wieso dieser denn zurückgewiesen worden sei, gab namen und adresse und auch das aktenzeichen an.

die dame suchte im computersystem und sagte mir: „also ich habe hier eine baugenehmigung stehen!“ ich war etwas fassungslos und fragte, wie es denn dann sein kann, dass der bauherr einen kostenbescheid für eine zurückweisung bekommen hätte. darauf bekam ich die antwort: „vielleicht hat der kollege nur ein falsches formular gegriffen.“ mir fiel die kinnlade runter. ich fragte sie, ob sie sich vorstellen kann, dass mein bauherr das ganz und gar nicht komisch fände. sie konnte es sich vorstellen. ich fragte, ob das dem kollegen denn häufiger passiere, dass er ein falsches formular greift. sie antwortete, dass der kollege ja kurz vor der pensionierung stünde… mehr wollte ich eigentlich nicht hören…

nun… lange rede kurzer sinn… mein „bauherr“ bezahlte die gebühr und bekam nun auch die baugenehmigung zugeschickt. offensichtlich ist das in dieser stadt so üblich. ich möchte mir nicht vorstellen müssen, was dort sonst noch so üblich ist…

Loriot war schuld… an allem…

MIST… dachte sie… MIST… MIST… MIST und fing an, in ihrer Handtasche nach Handy und ADAC-Karte zu wühlen.

Wie konnte ein einzelner Mensch nur so dämlich sein, dabei hatte der Tag ganz normal angefangen. Ein stinknormaler Samstag. Sie hatte ausgeschlafen, in Ruhe gefrühstückt, ein bisschen gechattet und sich dann ein wenig um den Haushalt gekümmert. Nichts aufregendes, aber sie hatte gestern Abend Brötchen gebacken und danach alles stehen und liegen gelassen. Also räumte sie in Ruhe auf und versorgte ihre Urlaubskatze. Dann duschte sie und zog sich an, um auf ein Richtfest zu gehen. Wenn ihr Liebster schon nicht bei ihr sein konnte, an diesem WE, dann konnte sie auch den Bauherren eine Freude machen, und mal ausnahmsweise an einem Samstag auf ein Richtfest gehen.

 

Auch der Rest des Tages war eigentlich verplant. Nach dem Richtfest wollte sie in einen Supermarkt in der Nähe der Baustelle, ihren Wocheneinkauf erledigen und dann nach Hause. Ein Freund wollte vorbeikommen und was mit ihr essen gehen und dann wollten sie gemeinsam zu Freunden nach Bochum fahren… und statt dessen, stand sie nun, nach dem Richtfest und dem Einkauf, auf der Autobahn und musste den ADAC anrufen.

In dem Moment, als sie auf die Autobahn auffuhr wusste sie instinktiv, dass es ein Fehler war. Eigentlich hätte sie für die Paar Kilometer gar nicht über die Autobahn fahren müssen, der Weg über Land war genauso weit. Außerdem fuhr ein Polizeiauto in dem Moment auf die Autobahn. Jeder normale Mensch wird hellhörig und überdenkt die Strecke, aber nein, Anna fuhr auf. Wenige hundert Meter später ging nichts mehr. Alle Autos standen und es bewegte sich gar nichts mehr. Der Verkehrsfunk im Radio meldete einen Unfall und eine Sperrung für voraussichtlich zwei Stunden. MIST… dachte sie. Nach dem Verkehrsfunk zappte sie durch die Radiosender und hörte die Stimme von Loriot. Er war am Montag gestorben und seine gesammelten Werke liefen durch alle Medien… HOHO HOHOHOHO HOHO HOHO HOHOHO *pft -Otto Kohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom… sie liebte diese Sketche und lauschte gebannt dem Programm von WDR5.

Um sie herum war ein reges Treiben auf der Autobahn. Vor ihr stieg ein Mann aus dem Transporter und ging die Böschung hinauf, um sich dort zu erleichtern. Im Auto nebenan wurden Karten gespielt. Im Auto daneben stieg man aus und holte den Kuchen aus dem Kofferraum. Ein Mann ging mit einem Klemmbrett und einer Liste um seinen LKW, offensichtlich machte er seinen Check heute mal auf der Autobahn. Zwischendurch fuhren 3 Feuerwehrwagen, 3 Polieiautos, zwei Abschleppdienste, zwei Wagen mit beweglichen Pfeilschildern und ein großer LKW mit einer ebenso großen Straßenreinigungswalze am vorderen Ende vorbei.

 

Sie holte sich zwei Balistos und ein Mineralwasser aus dem Kofferraum und genoss weiterhin die alten Loriot-Hörspiele, die im Radio liefen. Ihre Verabredung zum Essen hatte sie schon abgesagt. Der Freund würde trotzdem bei ihr zu Hause vorbeifahren und ein Paar Baustützen aus der Garage nach Bochum mitnehmen, sie wurden dort gebraucht. Sie konnte sich zu diesem Zeitpunkt aber nicht festlegen, wann und ob sie nach Bochum hinterherfahren würde. Sie stand ja noch im Stau und hörte Loriots Adventsgedicht.

Mittlerweile hatte sie ihrem Liebsten und auch ihrem Bruder von ihrem Dilemma erzählt und harrte nun der Dinge, die da noch kommen sollten. Das ärgerlichste an der ganzen Situation war, dass sie genau genommen 2000 m vom Autobahnkreuz entfernt stand und unentwegt von dem aufdringlichen Schild vor ihrer Nase auch noch darauf hingewiesen wurde. Vom Kreuz aus wären es maximal nochmal 1500 m bis nach Hause. Wenn sie ihr Auto doch einfach stehen lassen könnte, und nach Hause laufen. Man konnte ihr Haus praktisch schon riechen und trotzdem saß sie fest. Auf dieser dämlichen Autobahn, die sie eigentlich genauso gut hätte umgehen können. Aber sie dachte sich, es hätte auch schlimmer kommen können. Sie sah den Leuten zu, wie sie sich reihenweise in die Büsche schlugen, mit dem Hund Gassi gingen, oder anfingen, sich mit den Insassen der übrigen Autos zu unterhalten. Sie widmete sich dem Radioprogramm und schmunzelte über Herrn Müller-Lüdenscheid und Herrn Doktor Klöbner.

Immerhin, eine knappe Stunde nachdem sie auf die Autobahn gefahren war, setzten sich die Autos vor ihr in Bewegung. Sie drehte ihren Zündschlüssel, das Auto machte ein Paar jämmerliche Geräusche und nichts passierte. MIST… dachte Sie … um sie herum entstand ein Hupkonzert, was fiel ihr ein, einfach nicht loszufahren, Frechheit aber auch!

Der Fahrer des Wagens hinter ihr stieg aus, hörte sich das Geräusch an und teilte ihr mit, dass ihre Batterie offenbar den Geist aufgegeben hatte. Er half ihr, den Wagen beiseite zu schieben, sie machte die Warnblinkanlage an und wühlte nach dem Handy um den ADAC anzurufen. MIST… MIST… MIST… Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie der Dame am Telefon erklärt hatte, wo sie stand. Nun musste sie erstmal warten. Darin hatte sie ja jetzt Erfahrung. Der einzige Unterschied war, dass alle anderen jetzt fahren konnten. Anfangs zwar nur sehr langsam, aber immerhin, sie fuhren nun und Anna STAND. Auf dem Standstreifen, dessen Funktion sie damit genau ins schwarze traf. Im Gegensatz zu den oberschlauen „rechts-Dranvorbeifahrern“, die den Standstreifen gern zum „Dranvorbeifahren“ nutzen wollten und denen sie natürlich ein Dorn im Auge war.

Es dauerte auch nicht lange, da hielt vor ihr ein polnischer Van. Die Jungs stiegen aus und öffneten die Motorhaube, aus der eine große Dampfwolke stieg. OK, dachte Anna, es kann tatsächlich auch noch schlimmer kommen. Nun hatte sie jedenfalls verschiedene Schauspiele, denen sie sich widmen konnte. Es waren einerseits die mittellangsam vorbei schleichenden Autos, aus denen sie angeschaut wurde, wie jemand, der offenbar nicht verstanden hat, dass der Stau jetzt beendet war. Andererseits hatte sie die Einfädelversuche der „rechts-Dranvorbeifahrer“ und die damit verbundenen Hupkonzerte von den übrigen Spuren und zu guter Letzt, die polnischen Jungs, die mit allerlei Werkzeug aus dem eigenen Wagen, sowie mit Hilfe der Werkzeuge und des Wassers aus den anhaltenden polnischen Autos versuchten, ihren Van zu reparieren.

Wie beneidete sie die tuckertucker-Geräusche der Käfer-Karawane, die irgendwann an ihr vorbeizog. Ein gutes Dutzend verschiedener Käfer und ein Paar alte Renaults, also keine Enten, sondern die anderen, die ein bisschen wie ein Enten-Transporter aussahen. Wie gern hätte sie jetzt auch so ein tuckern unter der Motorhaube. Aber nein, ihr Auto machte nur noch Winselgeräusche, wenn sie versuchte, den Motor zu starten. Irgendwann winselte sogar die Warnblinkanlage und sie schaltete sie resigniert aus.

Ein vorbeifahrender Polizist plauderte kurz mit ihr, half ihr den Wagen noch ein wenig weiter nach rechts zu schieben und forderte sie auf, nun doch das Warndreieck aufzustellen, weil der Verkehr langsam schneller wurde. Sie hatte jedes Interesse an dem Treiben um sie herum verloren, als endlich der ADAC-Abschleppdienst erschien. Die Kabel waren gerade lang genug, um ihr Starthilfe zu geben. Naja, fast lang genug, aber mit Hilfe eines Schraubenzieheraufsatzes klappte es dann doch. Der Motor schnurrte und es klang noch lieblicher als Loriots sprechender Hund.

Sie fuhr nach hause, natürlich nicht, ohne vorher noch eine halbe Stunde sinnlos über die Autobahn zu fahren, um ihre Batterie aufzuladen. Wenn Loriot geahnt hätte, was er mit seinen göttlichen Hörspielen anrichten würde… hätte er sich wohl köstlich amüsiert… may he rest in peace :o)

absoluter superGAU….

trotz eines ohnehin schon absehbar vollen tages, kam ich gestern auf die selten dämliche idee, meinen besten freund P. mal zu fragen, ob er nicht am mittwoch, also heute, „mal eben“, bei meinem auto einen ölwechsel machen könnte. wir hatten da vor einiger zeit mal drüber gesprochen und es mehr oder weniger vergessen… er sagte zu… sein erster fehler… *heimlich lach*… also brachte ich meinen vollen terminkalender heute hinter mich und auf dem rückweg aus dortmund rief ich ihn an und sagte ihm, dass ich nun bald zuhause sein würde und dass er dann kommen könnte…

kurz nachdem ich also zuhause angekommen war, erschien auch P. mit werkzeug, ölfilter und nem kanister öl… wir fuhren also das auto in die „garage“, weil dort licht war… es war ja mittlerweile dunkel (P. meint, ich müsse das wort garage in anführungszeichen setzen, weil sie n bisssssssschen schmal für ne garage ist) … und stellten fest… dass wir es dort drinnen nicht aufbocken konnten… (jaha, sie ist bisschen schmal!)… also fuhren wir wieder raus… es begann leicht zu regnen, ich fragte P. ob wir das trotzdem durchziehen wollen und er sagte ja… sein zweiter fehler…

in dem moment, wo er die ölablassschraube aufdrehte, ergoss sich über uns der erste sturzregen des abends… wir dachten uns, dass das öl ja auch ohne uns ablaufen könne und gingen ins haus… mittlerweile war auch unser essen angekommen, das wir beim chinamann bestellt hatten… nach dem essen hatte sich das wetter etwas beruhigt, wir zogen unsere nassen klamotten wieder an und gingen hinaus…  in dem moment, wo P. die ölablassschraube wieder hineingedreht hatte, ergoss sich der zweite sturzregen über uns… und wir flüchteten in die garage… ölfilter abschrauben… sturzregen… garage… neuen ölfilter anschrauben… sturzregen… garage… öl einfüllen… sturzregen… garage… zu diesem zeitpunkt war nichts an uns mehr trocken. P. hatte auf dem weg zu seinem auto zwischenzeitlich mal bis zum knie (gefühlter wasserstand) in einer pfütze gestanden… anna lief minutenlang ein rinnsal vom regenschirm über den rücken… P. fand zum glück ein paar trockene klamotten in seinem auto, die er anziehen konnte… nun sitzen wir hier im wohnzimmer bei tee und weingummi und können kaum glauben, WIE bescheuert wir waren, bei so einem wetter einen ölwechsel zu machen…

okok, ich gebe zu, es war meine revanche für damals… als ich in einer schwachen minute zu ihm sagte, „klar können wir deine autositze mit kunstleder beziehen“

von der anderen katastrophe, nämlich dass mein bauträger zwischendurch anrief und mir mitteilte, dass einer der keller vollgelaufen  sei, erzähle ich besser mal nichts… sonst kotz ich hier noch in den blog…

aloha… und merkt euch, niemals bei nacht im regen nen ölwechsel machen!